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Fahrradtour – Von Zürich bis zum Genfersee

Endlich Ferien! Erster Tag  – Vorbereitungen, Anreise und die ersten Pedaltritte auf den Höhen von Zürich


Unser Abenteuer begann in Konstanz mit sorgfältigen Vorbereitungen. Eine Woche mit dem Fahrrad unterwegs zu sein, verlangt immer ein gutes Gleichgewicht: das Nötigste einpacken, nichts vergessen, ohne die Räder zu überladen. Unsere Alpenüberquerung bedeutet das Überfahren eines Passes von über 2 400 Metern Höhe, also muss man damit rechnen, dass das Wetter schnell winterlich werden kann. Warme Kleidung war daher unverzichtbar – ebenso wie eine kluge Verteilung des Gepäcks.

Dieses Jahr habe ich mich entschieden, ohne E-Bike zu fahren, trotz des unterschiedlichen Leistungsniveaus zwischen mir und Stéphane. Diese Entscheidung verleiht der gemeinsamen Anstrengung eine besondere Note: ich fuhr mit dem ALMA von Orbea im Bikepacking-Modus mit leichtem Gepäck, während Stéphane das BACKFIRE von Centurion mit Gepäckträger nutzte, um Lebensmittel und schwerere Ausrüstung zu transportieren.

Erst am späten Nachmittag nahmen wir den Zug von Konstanz nach Zürich. Dort waren wir auf die erste Überraschung gespannt: der neu eingeweihte Fahrradtunnel, der mit den Fahrradstellplätzen im Parkhaus unter dem Bahnhof direkt verbunden ist. Geräumig, modern und angenehm beleuchtet – ein perfekter Auftakt für eine Reise, die ganz im Zeichen des Fahrradgenuss steht.

Wir verließen das Stadtzentrum entlang der Sihl, wo eine beeindruckende stadtplanerische Idee umgesetzt wurde: das Flussbett der Sihl bildet die Basis für die Brückenkonstruktion, auf der die hoch gelegene Autobahn geführt wird. Von Süden her nahmen wir anschließend die ersten Anstiege des Uetliberg, des Zürcher Hausbergs. Sein Gipfel bot den Ausblick auf Teile des Stadtgebietes von Zürich und auf den Zürichsee sowie einen attraktiven Mountainbike-Trail, den wir gerne ausprobiert hätten… Doch da die Tage zu dieser Jahreszeit kurz sind, mussten wir uns stattdessen um unsere erste Unterkunft kümmern.

So endete unser erster Tag mit den ersten Kilometern in den Beinen, dem Gefühl, endlich unterwegs zu sein – und der Vorfreude auf die große Alpenüberquerung, die noch vor uns lag.


🚴‍♂️ Fahrradreise – Tag 2: Von Zürich zum Ägerisee – zwischen wilden Wäldern und stillen Tälern 🌲🚴‍♀️

Unser zweiter Reisetag beginnt in einem zauberhaften Licht als wir in den Wildnispark Zürich Sihlwald eintauchen. Dieses weitläufige Naturschutzgebiet bietet ein faszinierendes Schauspiel: Uralte Bäume filtern das sanfte Morgenlicht, umgestürzte Stämme bleiben dort liegen, wo sie gefallen sind und nur an wenigen Stellen wird eingegriffen, um die Wege begehbar zu halten. Eine echte Begegnung mit unberührter, lebendiger Natur. 🌿

Weiter geht es in Richtung Zug, wo wir eine kleine Verpflegungspause einlegen, bevor wir nach Baar weiterfahren. Dort lassen wir unsere Fahrräder kurz ruhen, um einen wunderschönen Baumwipfelpfad zu erkunden, der uns hoch über die Baumkronen führt. Von hier oben eröffnet sich ein seltener Blick auf den Wald und sein verborgenes Ökosystem – eine einzigartige Möglichkeit, die stille Kraft der Natur zu spüren.

Anschließend geht es mit den Rädern hinunter ins Lorzetal. Der Fluss windet sich zwischen Felsen und Wäldern, und die Landschaft strahlt eine friedliche, klare Schönheit aus. Eine kurze Pause am Wasser erlaubt uns, die Ruhe und das Rauschen der Lorze zu genießen, bevor wir gemächlich hinauf zum Ägerisee rollen.

Plötzlich öffnet sich der Blick auf den See – tiefblau, umrahmt von Bergen und sattgrünen Wiesen, die trotz des Herbstes noch leuchten. Die Sonne sinkt hinter die Gipfel und taucht das Wasser in goldenes Licht – eine sanfte Abendstimmung rundet die zweite Etappe auf unserer Alpenreise ab. ✨


🚴‍♂️ Fahrradtour – Tag 3: Vom Vierwaldstättersee nach Andermatt – zwischen Stein, Geschichte und Felsenschluchten 🚴‍♀️

Der dritte Tag markiert unseren echten Eintritt ins Hochgebirge. 🌄

Wir verlassen den Vierwaldstättersee unter klarem Himmel und folgen den tief eingeschnittenen Schluchten, die hinauf in die Alpen führen. Unser Weg schlängelt sich zwischen Felswänden entlang, über steinerne Brücken, die rauschende Wildbäche überspannen – Zeugnisse des Könnens und der Ausdauer der Baumeister vergangener Zeiten.

Kurz vor Andermatt stoßen wir auf ein russisches Denkmal, das an die Soldaten erinnert, die in den Kämpfen gegen die französischen Truppen um die Wende zum 19. Jahrhundert gefallen sind. Ein Ort schwerer Geschichte, der in starkem Kontrast zur friedlichen Stille der umliegenden Alpenlandschaft steht.

Etwas weiter passieren wir in den Fels gehauene Tunnel, Überreste der Schweizer Militärstrategie – ein beeindruckendes Netz aus Gängen, in denen sich Stille und Geheimnis vereinen.

In Andermatt endet unsere Etappe: ein Alpenort, der Tradition und Moderne harmonisch verbindet. Ein Tag voller Anstrengung, großartiger Natur und geschichtlicher Tiefe. ❄️


🚴‍♂️ Fahrradreise – Tag 4: Von Andermatt über den Furkapass zur Rhônequelle und weiter auf dem Rottenweg 🌲🚴‍♀️

Es war die Königsetappe unserer Reise – der Aufstieg zum Furkapass! 🏔️

Kurz nach dem Verlassen von Andermatt steigt die Straße steil an. Dreizehn Kilometer enger Kehren reihen sich aneinander, und jede Kurve eröffnet ein neues Bild: etwas weniger Wärme, etwas mehr Wind … und bald zeigen sich die ersten Schneefelder. Die Luft wird klarer, die Stille tiefer, die Beine schwerer.

Auf dem Pass, auf 2.429 Metern Höhe, ist die Belohnung überwältigend: ein atemberaubendes Panorama über schneebedeckte Gipfel und sonnenbeschienene Täler. Direkt unter uns entspringt die junge Rhône – ein zarter Wasserlauf, der hier aus dem Gletscher geboren wird, bevor er sich auf seinen langen Weg zum Mittelmeer macht. 💧

Doch der Anblick ist auch von Wehmut geprägt: Der Rhonegletscher, einst mächtig und weit ausgedehnt, zieht sich Jahr für Jahr weiter zurück – ein stilles Mahnmal des Klimawandels.

Bevor wir die Abfahrt beginnen, ziehen wir alles an, was wir dabeihaben: Handschuhe, Mützen, Windjacken – Schicht über Schicht. Trotz aller Vorsicht macht sich die Kälte schnell bemerkbar, angetrieben von einem schneidenden Wind aus dem Tal. Eine Pause ist dringend nötig: Im Windschatten eines Felsens genießen wir einen Sonnenstrahl und unser wohlverdientes Picknick.

Dann folgt die Belohnung: die Abfahrt auf dem Rottenweg, dem Radweg entlang der jungen Rhône. Die Strecke schlängelt sich durch weite Täler, vorbei an grünen Wiesen, Holzhäusern und nun in der Ferne die schneebedeckten Gipfeln.

Ein Tag voller Anstrengung, grandioser Landschaften und tiefer Demut vor dem Gebirge – zweifellos einer der prägendsten Momente unserer Alpenüberquerung. ✨


🚴‍♂️ Fahrradreise – Tag 5: Vom Rottenweg nach Susten 🌲🚴‍♀️

Unser Morgen beginnt auf dem Rottenweg, der sich weiter durch die kalte Bergluft zieht. Die Temperatur ist eisig, und die Abfahrt ins Tal lässt uns buchstäblich erstarren. Mit steifen Fingern halten wir in einem Supermarkt in Ernen an – teils für ein paar Einkäufe, vor allem aber, um uns ein wenig aufzuwärmen. Doch kaum sitzen wir wieder auf unseren Rädern, holt uns die beißende Kälte sofort ein.

Erst mit dem ersten Anstieg kehrt langsam Wärme in unsere Körper zurück – und noch mehr, als endlich die Sonne über den Berggipfeln erscheint. Wir nutzen die Gelegenheit für eine längere Pause am Eingang eines Wald-Erlebnispfads für Kinder, wo das Plätschern eines kleinen Bachs und das Spiel von Licht und Schatten eine ruhige, fast märchenhafte Stimmung schaffen.

Wieder aufgewärmt und mit neuer Energie setzen wir unsere Fahrt in Richtung Landschaftspark Binntal fort. Eine alte römische Straße schlängelt sich dort am Berghang entlang und bietet atemberaubende Ausblicke auf das Tal der Binna. Jeder neue Wegabschnitt enthüllt ein noch beeindruckenderes Panorama.

Unten im Tal überqueren wir den Fluss auf einer alten Steinbrücke, bevor wir einen steileren Aufstieg in Angriff nehmen. Ganz oben erwartet uns eine kleine Kapelle, deren Dach gerade renoviert wird. Zwei Handwerker machen gerade Pause; ein kurzer Austausch, ein Lächeln – und wir füllen unsere Trinkflaschen an der klaren Brunnenquelle neben der Kapelle.

Dann rollen wir wieder hinab ins Tal der jungen Rhône, die hier noch Rotten genannt wird. Erst ab Siders (Sierre), der ersten französischsprachigen Stadt, trägt sie den Namen, den wir kennen.

Für den Moment genießen wir die Abfahrt, das goldene Licht des Nachmittags und die stille Weite des Tals. Unsere Etappe endet in Susten, einer Stadt, die für zwei erschöpfte Radreisende etwas rau wirkt – zu sehr vom Autoverkehr geprägt. Doch der Zufall führt uns in die Taverne, ein gemütliches, warmes Restaurant, wo wir den Tag bei einem guten Essen ausklingen lassen – erfüllt von glücklicher Müdigkeit und stiller Dankbarkeit für die Schönheit der durchquerten Landschaften. 🌄


🚴‍♂️ Fahrradreise – Tag 6: Von Susten nach Saint-Maurice 🌲🚴‍♀️

Unser sechster Reisetag beginnt auf den Naturwegen des Naturparks Pfyn-Finges, wo sich die junge Rhone friedlich zwischen Wiesen und lichten Wäldern hindurchschlängelt. Allmählich erreichen wir Siders (Sierre) – die erste französischsprachige Stadt unserer Reise. Es fühlt sich immer etwas seltsam an, mitten im selben Land plötzlich die Sprache zu wechseln: Ohne Vorwarnung sind alle Schilder auf Französisch, und auch unser Frühstück in der Bäckerei bestellen wir in dieser Sprache. Die Schweiz ist zu etwa 20 % französischsprachig – ein kleiner kultureller Sprung, der jedes Mal ein Gefühl von Reisen und Entdecken mit sich bringt.

Der Rhone zeigt sich jetzt ruhiger, und der Radweg führt sanft abwärts nach Sitten (Sion), wo wir mitten in den Wochenmarkt hineinrollen. Es gibt alles – Leckereien, Wein, regionale Spezialitäten, Fotos, Handwerk und sogar Musik. Ein lebendiges, farbenfrohes Treiben, das zum Verweilen einlädt.

Kurz darauf stoppen wir erneut: Am Wegesrand steht ein riesiges pinkes Fahrrad als Dekoration – doch seine Kette ist abgesprungen. Berufsehre verpflichtet: Ich bringe sie natürlich wieder in Ordnung, bevor das Erinnerungsfoto entsteht.

Am Nachmittag erreichen wir Saint-Maurice, eine kleine Stadt im Wallis mit großer Geschichte. Berühmt ist sie für ihre Abtei, die im Jahr 515 gegründet wurde – das älteste durchgehend bewohnte Kloster des Abendlandes. Noch heute lebt hier eine Gemeinschaft von Augustiner-Chorherren, und die Abtei beherbergt bedeutende Kunstschätze.

Doch Saint-Maurice hat auch einen anderen, ganz eigenen Charme: In der verkehrsfreien Hauptstraße haben sich Restaurants und Cafés buchstäblich breitgemacht, die Stühle, Tische und Blumenkübel stehen auf der schön gepflasterten Straße. In dieser warmen, heiteren Atmosphäre endet unsere Reise – etwas früher als geplant, ohne den Genfersee erreicht zu haben, aber mit vielen wunderbaren Bildern, Begegnungen und Erinnerungen im Gepäck. 🌄